
Jan Costin Wagner - Lesung: Eden
Pension Schmidt, Münster
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Beschreibung
Die zwölfjährige Sofie wächst in einer Familie auf, in der Nähe und Verständnis keine großen Worte brauchen. Ein kurzer Blick, ein gemeinsames Lachen, das Wissen um die Sorgen aber auch Wünsche der jeweils anderen – all das trägt sie durch den Alltag. Als ihr Vater Markus sie mit Karten für ein Konzert ihrer Lieblingssängerin überrascht, ist die Freude grenzenlos. Doch der Abend endet in einer Katastrophe: Auf dem Konzert wird ein Anschlag verübt und reißt die junge Sofie aus dem Leben.
Zurück bleiben Sofies Eltern Markus und Kerstin, zwei Menschen, die sich im Schmerz nicht mehr erkennen. Aus dem vertrauten Wir wird ein vorsichtiges Nebeneinander. Die Trauer wird zur Distanz, das Unaussprechliche liegt wie ein Schatten zwischen ihnen. Während sie noch nach Worten suchen, geben populistische Politiker vor, längst Wahrheiten gefunden zu haben – laut, polemisch, spaltend. Was als individueller Verlust begann, wird als Teil einer politischen Debatte vereinnahmt, in der Emotionen und Schicksale instrumentalisiert werden. Aber Markus beginnt, sich zu wehren. Getrieben von der Erinnerung an Sofies Empathie und ihren unbedingten Glauben an das Gespräch, wagt er einen Schritt, den niemand erwartet: Er nimmt Kontakt zur Familie des Attentäters auf.
Zeitgleich wird auch Tobi, Sofies Freund, mit der Leere konfrontiert, die ihr Tod hinterlässt. Seine eigene Familie kann ihm den gewünschten emotionalen Halt nicht bieten: Sein Vater verliert sich schon seit längerem in einer Spirale aus Verschwörungserzählungen, sucht Bestärkung in digitalen Echokammern, die mit einfachen Antworten auf komplexe Fragen locken. Was als Verunsicherung beginnt, wird zur Radikalisierung – und macht ein Gespräch auf Augenhöhe fast unmöglich.
Jan Costin Wagner lässt in Eden all diese Stimmen zu Wort kommen – leise, zweifelnd, wütend, verletzlich – und zeigt so ein vielschichtiges Bild unserer Gegenwart. Ein Roman von erschütternder Aktualität und großer emotionaler Tiefe. Er erzählt vom Verlust eines geliebten Menschen, von innerfamiliären Zerreißproben und der gesellschaftlichen Frage, ob wir einander noch zuhören können. Ein Buch über Schmerz und Mut, über Schweigen und Sprache – und über die Hoffnung, dass selbst im Angesicht des Unversöhnlichen Menschlichkeit möglich bleibt.