Vampire. Vampire überall. Es ist der erste Dezember, morgens um vier und ich schleiche seit 15 Minuten mit einer Pantoffel bewaffnet durch mein Zimmer und versuche den Moskito ausfindig zu machen, der sich seit Stunden an meinem Lebenssaft berauscht. Wären diese Viecher nicht so ohrenbetörend laut, wär mir das bisschen Blut ja egal, denn irgendwie passt das ja auch ganz gut zu meinen momentanen Lebensumständen. Seit ich nämlich nur noch die Wahl zwischen Berghain Techno und Cold Wave Parties habe, mische ich mich an den Wochenenden jeweils unter die Goths dieser Stadt und labe mich an den kühlen Klängen längst vergangener Zeiten.
Dass man solche Musik jedoch auch völlig frisch und unverkrampft machen kann, bewies das Duo Walter Frosch mit ihrem 2020 erschienenen Debut „Diskothekenbesitzer“. In charmantester DIY Manier und rudimentärsten Mitteln hauchten die beiden damals frisches Leben in ein, zumindest in der Schweiz, leicht angestaubtes Subgenre. Die beiden Jungs machen dabei so ziemlich alles richtig, was man nur richtig machen kann, wenn man nicht mit aller Gewalt klingen will „wie damals“, sondern sich das unter dem Strich einfach so ergibt. Getragen werden die Stücke grösstenteils von kühlen Synthesizerflächen und einer mal mehr, mal weniger dominanten Post-Punk-Gitarre. Mal sind wir mehr bei Grauzone, ein andermal eher bei frühen Cure. Nie hektisch, immer zurückhaltend, aber umso eindringlicher. Dieses Jahr folgte mit „Under the Spell“ ein mehr als würdiger Nachfolger. Die Vocals sind noch immer sphärisch verhallt und weit im Hintergrund, doch dem musikalischen Unterholz wurde dieses Mal ein bisschen mehr Aufmerksamkeit geschenkt und so kommt alles bedeutend wuchtiger und runder daher ohne dabei den wolligen DIY-Charme zu verlieren. Eine konsequente Weiterentwicklung des musikalischen Pfades, der die Lust nach mehr weckt.