Florentine Anders - Lesung: Die Allee

Da ist der von den Ideen des Bauhauses durchdrungene Idealist Henselmann. Der Berliner Fernsehturm, die Stalinallee, der Leipziger Uniturm und andere Bauwerke sind mit seinem Namen verbunden. Der Preis: Ständig muss er tricksen und lavieren und manchmal auch zu Kreuze kriechen, um wenigstens die Grundlagen seiner modernistischen Ideen vor den stieseligen Vorstellungen der Politführung zu retten. Und da ist Henselmanns Frau Isi, hochbegabt, die auch als Architektin arbeiten will, aber mit einer auf acht Kinder anwachsenden Familie zu kämpfen hat, ständig die Scherben aufkehren muss, die ihr Mann hinterlässt, und sich trotzdem zunehmend selbst emanzipiert. Und da ist die von der Stasi bedrängte Tochter Isa, die sich der erstickenden Manipulation durch den cholerischen Vater entzieht und sich von familiären und staatlichen Zwängen befreit. Die Allee zeigt eindrucksvoll, wie individuelle Schicksale untrennbar mit der Geschichte verwoben sind und wie die Figuren trotz aller Widerstände ihren eigenen Weg finden.