Eilis Frawley habt Ihr im Hafen 2 womöglich bereits erlebt, nämlich als Drummerin ihrer Band Kara Delik. Dieses Mal kommt sie zwar auch mit Band, jedoch ihrem Solo-Projekt - wir sind gespannt, zumal mit Kat Frankie, als Eilis-Frawley-Fan, eine alte Bekannte des Hafen 2 am Album mitgewirkt hat.
In einer Welt, in der politischer Ausdruck im Pop oft entweder laut und wütend oder nicht vorhanden ist, braucht es Zwischentöne; Am liebsten in Form von starken FLINTA*-Stimmen, die mit kühlem Kopf aktuelle Missstände aufzeigen und so Veränderung anstoßen. Eilis Frawley gelingt dieses Kunststück mit messerscharfer Präzision, während sie gleichzeitig verspielt und experimentierfreudig feinsinnig ihr Umfeld betrachtet und Hörer*innen in ihre ganz persönliche, wunderbar eigensinnig klingende Gefühlswelt einlädt.
Die australisch-stämmige Musikerin landet über einen Zwischenstopp in Seoul schließlich in Berlin. Als klassisch ausgebildete Schlagzeugerin findet sie stets Anschluss in queeren Communities und FLINTA*-Bandprojekten. Eilis spielte so in diversen namhaften Gruppen wie „Laura Lee & The Jettes“, „Party Fears“ oder „I Drew Blank“, sowie aktuell für ihre eigenen Bands Kara Delik (türkischer Post-Punk) und Restless (Noisy Punk).
Nun veröffentlicht Eilis Frawley nach mehreren Singles und zwei EPs ihr erstes Full-Length- Solo-Album „Fall Forward“ mit zehn Songs am 07.03.2025 bei Sinnbus. Co-produziert hat die Platte Kat Frankie, die schon länger ein Fan von Eilis Frawley ist. Zusammen haben die beiden Künstlerinnen ein anspruchsvolles, experimentelles Indie-Album mit Einflüssen aus Pop, Jazz und Krautrock aufgenommen. „Fall Forward“ ist ein einzigartiger Soundkosmos – innovativ, klug und stets stilsicher. Es setzt sich zusammen aus präsenten Drums, experimentellem Spoken Word und gelayerten Vocals, mal sphärischen, mal spielerischen Synthesizer-Klängen und groovigen Basslines.
Eilis beschreibt ihren Sound als Übersetzung ihres Lebens in Musik. So hören wir beispielsweise in „Fall Forward“ ein Sirenen-/Trompeten-Intro, das Eilis inspiriert von ihrer Wohnung an einer lauten Straße schrieb. Später im Lied nimmt das Tempo zu, begleitet von diversen Backings, um dann zur anfänglichen Struktur zurückzufinden – wie die wechselnden Gefühlslagen eines langen Tages, in dem sich die Künstlerin in einem sozialen Kontext zunächst überfordert und abends zu Hause wieder ruhig fühlt. Eilis möchte auch das Unangenehme benennen, welches sonst oft verschwiegen wird – inklusive brancheninterner Events und der zugehörige Smalltalk.
Die Platte ist eine wilde Collage verschiedener Phasen ihres Lebens, so Eilis Frawley. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: Ihre Texte entstehen aus einzelnen Zeilen, die ihr meist im Zug, Bus oder auf dem Fahrrad einfallen und die sie später zu fertigen Texten zusammenfügt. Manchmal nimmt der Textanteil auch eine experimentelle Form an: In „Be A Lady“, einem feministischen Disco-Track, liest die Künstlerin Duden-Einträge zu Misogynie, Ungleichheit und Sexismus vor und entzieht sich so der persönlichen Bewertung. Frawley vertraut ihrem Publikum und lässt den Hörer*innen Raum, um selbst einzuordnen und zu fühlen. Die Schwere des Themas trifft auf die tanzbare Leichtigkeit des Synthies und präzise Drums.
Eilis Frawley wagt sich an tiefe Themen wie mentale Gesundheit in der Musikbranche („Hallucinations“) oder soziale Ängste in der Nach-Corona-Zeit („No Namer“), doch verliert sich dabei nie im Trübsinn. Feminismus und antikapitalistische Ansichten mischen sich mit der Betrachtung von zwischenmenschlichen Dynamiken, der Weltsicht jüngerer („Something To Do“) oder älterer Mitmenschen („Waters“) oder der Abbildung von Verlust („James“).
Das Private mischt sich mit dem Politischen, und heraus kommt eine energetische, tiefschürfende, von Leichtigkeit getragene und außergewöhnliche Platte einer Künstlerin, die nicht nur ein enormes musikalisches Können und viel Mut zum Experimentieren beweist, sondern auch wirklich etwas zu sagen hat. Eilis Frawley wagt sich an substanzielle Themen heran und bringt uns diese mit ihren Songs näher. Und Ohrwurm-Garantie ist auch gegeben: „...Be a lady, wear a dress, love a man (...)“
Australian-born, Berlin-based drummer and percussionist Eilis Frawley is a classically trainedmusician. Next to her own music she has played drums for the likes of Anika, Laura Lee & the Jettes, and currently with her own bands Kara Delik (Turkish post punk) or Restless (noisy punk). Eilis is the creator of Bang On, a Berlin-based festival devoted to diversity and to the local music scene
Be A Lady
https://youtu.be/tz_frkvj2kg?si=7BlsI2TN1v5PHlDB
Fall Forward
https://youtu.be/k2de5wNa9aM?si=dt6I87LBhB6PizUy
Darkest Truth
https://youtu.be/Mm-8Q8Q0Au8?si=gIAQVg-ciWDEnZ63
Instagram
https://www.instagram.com/eilisfrawleydrums
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Konzertbeginn 20 Uhr, Eintritt 10 Euro