
CHRISTIAN KJELLVANDER (SWE)
Kulturclub schon schön, Mainz
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Nach den gefeierten Alben About Love and Loving Again und Hold Your Love Still kehrt Christian Kjellvander mit Ex Voto / The Silent Love zurück – einem leise zerstörerischen und zutiefst intimen Werk, das eine inoffizielle Trilogie vollendet, die sich mit Liebe in ihren zartesten, konfliktreichsten und spirituellsten Formen beschäftigt.
Ursprünglich als Album mit zehn sanften, ruhigen Country-Songs konzipiert, entwickelte sich Ex Voto allmählich zu etwas weitreichenderem. Dennoch bleibt der Keim dieser Absicht erhalten und pulsiert sanft unter jedem einzelnen Track. Das Album beginnt mit zwei reduzierten Songs, entwickelt sich zu einem lauteren, dynamischeren Mittelstück und driftet dann wieder in Stille, was die emotionale Reise seiner Entstehung widerspiegelt.
Wie seine Vorgänger setzt Ex Voto die Erforschung von Themen wie Liebe, Religion, der natürlichen Welt und Schönheit fort, die Christian mit poetischer Präzision und emotionaler Tiefe angeht. Doch dieses Album geht tiefer. Es ist intimer, roher. Christian war ein anderer, als er zu schreiben begann, und während der Mittelpunkt seiner Kunst konstant bleibt, färbt dieser persönliche Wandel das gesamte Album.
Aufgenommen an einigen Tagen in einem alten Sommerhaus am Meer im südlichsten Teil Schwedens, fängt das Album den Atem und die Stille eines Raumes ein, in dem keine Kopfhörer nötig waren, in dem die Vocals durch eine PA in den Raum drangen und jedes Knarren der Dielen ein Teil des Klangs wurde. Die Gespenster jeder Stimme und jedes Instruments durchziehen die Multitracks wie Geister, die in einer tiefen Wüstennacht verweilen. Es ist romantisch und cineastisch, eine Art kleiner urbaner Noir-Film, der vom texanischen Hinterland an die schwedische Küste transponiert wurde.
Im Herzen des Albums steht Kjellvanders tiefe, ausdrucksstarke Baritonstimme und lyrische Klarheit, umgeben von einer sparsamen, aber reichhaltig texturierten Klangpalette: Bürstenschlagzeug, Bassklarinette, klagende Kornett, Rhodes, Synthesizer und der eindringliche Kontrapunkt der weiblichen Vocals.
Von der geisterhaften Intimität von Love of Another bis zum stürmischen Crescendo von Deathrider bewegt sich das Album mit Geduld und Zielstrebigkeit. Songs wie God Simple und It Can Heal If You Let It gleiten in langsamen Grooves zu emotionaler Katharsis, während The View Is Watching zu einem schattigen, psychedelischen Klagemarsch anschwillt. Selbst das instrumentale Ex Voto summt mit spiritueller Schwere.
Produzent Tobias Fröberg konzentrierte sich mittels Reverb auf Kjellvanders Stimme und das Gewicht seiner Worte, um dem Album eine hyper-reale Qualität zu verleihen. Der Klang unterscheidet sich von den vorhergegangenen Alben, ebenso wie der Aufnahmeprozess – nur Musiker*innen in einem Raum, die sich in das Schweigen zwischen den Klängen hineinlehnen. Das Ergebnis bezeugt eine starke Präsenz: atmosphärisch, ungeschützt und emotional resonant.
Ex Voto / The Silent Love ist ein Album, das Geduld inspiriert. Es ist nicht zum Konsumieren gemacht, sondern zum Verweilen, wie ein langes Gespräch, das bis spät in die Nacht geht.